Ursprünge der Chabo

Aus den Anfängen der Chabo.

Kurzfassung aus den Buch "Chabo" von Manfred Bartl

Wir können den Ursprung der Chabo nicht genau datieren, es gibt jedoch Belege für ein Vorkommen der Tiere, die aus dem 16. Jahrhundert stammen. Wir sprechen im Allgemeinen von Japanischen Zwerghühnern. Die Engländer benutzten den Begriff "Japanese Bantam", und er soll vermitteln, dass die Zwerge aus Japan stammen. Das stimmt nur insoweit, wenn damit die Erstimporte nach Europa gemeint sind.
Die Japaner selbst geben mit dem Namen Chabo--gesprochen"Tschabo"--einen Hinweis auf einen entfernteren Ursprung, der in Südostasien zu lokalisieren ist. Vermutlich sind es mehr als tausend Jahre, die zu den Ursprüngen führen.
Allgemein wird davon ausgegangen,dass die Zwerge am Anfang der Tokugawa-Periode (1615) aus der Region "Chamba", dem jetzigen Thailand, nach Japan eingeführt wurden. Wahrscheinlich war das damals ein zwar kleines, kurzbeiniges Huhn, jedoch nicht den Typ betreffend, wie er zum Zeitpunkt des Eintritts in Europa bekannt wurde. Das ursprünglich durch eine Mutation (das Ergebnis einer spontanen genetischen Veränderung) entstandene Zwerghuhn kam vermutlich in sehr breiter Streuung vor. Es war ganz bestimmt nicht nach Farbenschlägen geordnet. Auch sind die Chabo nicht auf allen vier Hauptinseln Japans gleichzeitig gezüchtet und verfeinert worden. So sind letzlich einige Varietäten entstanden: Chabo mit mittelgrossem Kamm, sehr viel später die Higo Chabo, mit sehr grosem Kamm und Kehllappen, die Taikan und Daruma. Higo ist eine japanische Region, Tai bedeutet gross, Kan bedeutet Kamm. Ebnso entstanden die Okina Chabo mit Bart und immer in Weiss.


Die Chabo kamen nach Europa.
Die ersten Chabo kamen etwa 1850 nach England und 1860 waren die ersten Chabo bei den Züchtern. Sehr bedeutsam waren die direkten Einfuhren von Japan durch die Baronin von Ulm-Erbach, einer Tochter des Japanforschers von Siebolt. Sie erhielt 1877 drei verschiedene Stämmchen. Die Begeisterung war geweckt und weitere Importe die Folge. Die Tiere waren im Typ nicht alle gleich und so entstand eine rege Diskussion über die Zuchtrichtung. Dies veranlasste Graf von Welczeck, Laband in Schlesien nach dem erten Weltkrieg vier neue Importe zu organisieren. Die Reisezeit dauerte 8-10 Wochen. In kleinen Körben untergebracht wurden die Tiere in dieser Zeit versorgt. Meist war es ein Hahn und zwei Hennen je Farbenschlag. Anlaufstelle war der Berliner Zoo. Die Tiere wurden ganz hervorragend von Christian Scheiding mit Fotos beschrieben und in Fachzeitschriften publiziert. 1931 publizierte Christian Scheiding sein erstes Büchlein: Chabos, Japanische Zwerghühner. Der 2. Weltkrieg unterbrach oder vernichtete viele Zuchten und Züchterwissen. Erst in den 50er Jahren suchte man zusammen, was noch an Tieren übrig geblieben war und begann den Wiederaufbau. 
Dann importierte Adolf Wittkop, Essen 1978 die echten Grosskämmigen, die Higo Chabo. Leider wurden sie mit den Normalkämmigen Tieren vermischt. Heute wissen wir, dass dies ein Fehler war. Es gibt heute klare Festlegungen um die verschiedenen Chabotypen klar zu trennen.

....und die Schweiz

Im alten Schweizer-Standard steht: In der Schweiz seit ca. 1920. Aber aus diesen ersten Anfängen sind mir keine schriftlichen Unterlagen bekannt. Unser Chabozüchter und verstorbenes Clubmitglied Ruedi Freudiger, Niederbipp schrieb in der Tierwelt 1994 einen Artikel mit dem Titel "Chabos machen Geschichte". Daraus einige Gedanken.
1937 war Ruedi Freudiger als 15-jähriger in einem Welschlandjahr. Bei dieser Gelegenheit besuchte er das Comptoir in Lausanne. Dies ist eine landwirtschaftliche Ausstellung in der Westschweiz. Hier sah er zum ersten Mal Chabo. Die gefielen ihm so sehr, dass er unbedingt solche Zwerghühner haben wollte. Damals hatten Zwerghühner keinen grossen Stellenwert. Grosse Nutzhühner mussten es sein, welche grosse und viele Eier legten. Trotzdem, Ruedi Freudiger beschaffte sich mit viel Aufwand einige Bruteier. Aber der Anfang war schwer, und in den ersten Jahren erzielte er keine grossen Zuchterfolge. Dann kam der zweite Weltkrieg und Ruedi musste in den Militärdienst. Dies verunmöglichte eine gezielte Weiterzucht.
Bereits vor dem Krieg bestand ein Internationaler Chabosclub (ICC), bei welchem Dr. Ernst Renold als Generalsekretär amtete. Er galt als kompetenter Chabozüchter in Europa und Amerika. Dieser war es auch, der die perlgrauen Chabo herauszüchtete. Wie Ruedi Freudiger herausfand , war es auch Dr. Renold, der im Jahre 1932 erstmals an der CH-Nationalen einen Stamm Chabo Butschi (Schwarz mit weissen Tupfen) ausstellte. Durch die Wirren des Krieges und den frühzeitigen Tod Dr. Renolds ging jedoch der ICC wieder unter. Die wertvollen Tiere aus dem Nachlass des Züchters wurden an die ehemaligen ICC-Mitglieder verteilt. Unter anderen an seinen Neffen und Wirt im Restaurant Pinte in Dättwil. Dieser Ort wurde dann auch Wallfahrtsort der Chabozüchter und von dort bekam Ruedi Freudiger seine ersten Chabo.
Mit viel Mühe und Aufwand versuchte man damals in ganz Europa, Chabo der verschiedensten Farbenschläge zusammenzuführen. Treffpunkt dieses grenzüberschreitenden Austausches wurden Düdelingen (Luxemburg) mit Ady Hoffmann, Wien mit Josef Springer und Leopold Bzoch sowie Niederbipp mit Ruedi Freudiger. Da Ruedi schon 1947 ein Auto besass, war er damals oft als Kurier zwischen Wien und Luxemburg unterwegs. In den fünfziger Jahren wurde die Zwerghuhn- und Chabozucht langsam salonfähig und an Ausstellungen übertrafen die Zwerghühner bald die Nutzrassen. Ein neuer Internationaler Chaboclub wurde gegründet und trug zur Verbreitung der Chabo in ganz Europa bei. In der Schweiz wurden erst 1980 Chaboclubs gegründet. Heute sind die Chabo eine gut verbreitete Rasse mit vielen Farbenschlägen und auch internationalen Kontakten.

Literatur

Es gibt verschiedene deutschsprachige Bücher über Chabo. Es sind dies:

Christian Scheiding – Chabos, Japanische Zwerghühner - Der Autor schuf das erste deutschsprachige Werk mit 107 Seiten. Darin kommen auch namhafte Persönlichkeiten zu Wort. Es ist ein Zeitdokument und sehr selten. Von der Auflagestückzahl 500 im Jahre 1931 wurden bis 1938 210 Stück verkauft. Der Rest ist während des Krieges ein Opfer der Flammen geworden. Dies ist auch ein Grund, warum es nur wenige Originale gibt. Es sind derzeit weltweit nur noch 14 Stück bekannt. Dadurch wurde das Buch zu einer kleinen Kostbarkeit.

Christian Scheiding – Chabos, Japanische Zwerghühner – Reprint der 1. Ausgabe in einer originalgetreuen Wiedergabe. Herausgegeben 1998 von Manfred Bartl aus Anlass der ersten Nennung „Rasse des Jahres“ durch den BDRG. Kurt Michel stellte
sein Orignal zur Verfügung. (3)

Christian Scheiding – Chabos, Japanische Zwerghühner - 2. Auflage 1955 mit 92 Seiten. Das Manuskript dazu ist schon 1940 entstanden und musste aber aus Kostengründen von 3600 auf 2400 Zeilen gekürzt werden. Trotzdem ist ein wertvolles Nachschlagewerk entstanden, in dem die Farbenschläge beschrieben, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zum Inhalt wurden (3)

Christian Scheiding – Chabos, Japanische Zwerghühner – 3. Auflage 1966 mit 97 Seiten. Mit dieser Auflage ist ein ungekürzter Text nach dem Manuskript von 1940, jedoch mit zeitnahen Bildern veröffentlicht worden. Erstmals erscheinen einige japanische Schautafeln in schwarz / weiß mit verschiedenen Farbenschlägen. (3)

Christian Scheiding – Chabos, Japanische Zwerghühner – 4. Auflage 1983 mit 96 Seiten. Überarbeitet von Willi Köster und mit einer Ausnahme sind alle Bilder von Tieren aus deutschen Zuchten. Es werden alle damals anerkannten Farbenschlage beschrieben, jedoch auch die Grundzüge des Textes der dritten Ausgabe erhalten. ( N. und Rihachi Takagi, revised by Mr. Takanaru (3)

Mitsui - Einführung in die Zucht der japanischen Bantams (Chabo) 1975 aus Anlass des 50jährigen Bestehens des Chaboclubs entstanden. 16 Seiten. Der Text wurde zunächst ins Englische übersetzt, und dann in die deutsche Sprache übertragen. Die Bearbeitung erfolgte von Adolf Wittkop, Prof. Dr. Dr. Fritzsche und Benedikte Eifländer. Es ist eine sehr aufschlussreiche Schrift, in der etwas zur Historie und über
die Zucht aus japanischer Sicht zu lesen ist. (3)

Rudolf Hoffmann - Chabos, Zucht und Pflege – Ausgabe 1959. Kurzer geschichtlicher Abriss und Beschreibungen zur Zucht und Haltung auf 47 Seiten. Hoffmann hat viele Aquarelle gemalt, die auch Vorlagen für die Kunstdruckbeilagen den - Deutschen Kleintierzüchter - waren. Dieses Buch ist zwischenzeitlich sehr selten. (3)

Johannes Pappas, Hartmut Greven und Gerd Rehkämper - Seidenhühner und Chabo - eine vergleichend-ethologische Studie 2002; 108 Seiten. Zwei sehr alte Zuchtformen werden in ihrem Verhalten verglichen. Es werden umfangreiche, in der Literatur zu findende Hinweise zitiert., ISSN-Nr.0177-9214;ISBN 3-927889-99-7(1)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie ist eine Schriftenreihe für Beiträge zur Haltung und Zucht des Chabo-Huhnes, 1. Jahrgang 1995; 36 Seiten, reich bebildert.
Beschrieben: die farbschwänzigen Farbenschläge, Chabo - reizvoll für Frauen. (3)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie, 2. Jahrgang 1996; 48 Seiten, reich bebildert. Beschrieben: die getupften Farbenschläge; Eine Vision zukünftiger Ausstellungen. (3)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie, 3. Jahrgang 1997; 48 Seiten, reich, teils mit farbigen Bildern ausgestattet, Beschrieben: die blauen Chabo, Natur und Kunst – eine ausführliche Beschreibung der Chabo-Varietäten; Aus einer anderen Zeit –Walter Gräfe, ein exellenter Züchter in den Jahren 1930 bis 1945. (3)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie, 4. Jahrgang 1998; 48 Seiten viele Farbbilder, Beschrieben: die natürliche Brut und Aufzucht, sehr ausführlich die Gold-porzellanfarbigen; Zum Skelett der Chabo; Nutzgeflügel mit dem Prädikat der Besonderheit (2)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie, 5. Jahrgang 1999; 48 Seiten viele farbige Bilder. Beschrieben: kreativ, ästhetisch, schön…..ein Zeitdokument; HIGO Chabo in Kumamoto – ein Reisebericht; Schwanzfedern der Chabo; Motivation zur Rassegeflügelzucht (3)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie; 6. Jahrgang 2000; 48 Seiten, viele Farbfotos. Beschrieben: 75 Jahre Club der Chabozüchter; Nachwuchspotential der Chabo – Letalfaktor; Neue und alte Wege der Hühnerzucht; Mit Kindern Chabo entdecken. (2)

Manfred Bartl – Chabo- Phantasie; 7. Jahrgang 2001; 48 Seiten, viele farbige Bilder. Beschrieben: Internationales Flair in Hannover; Chabo im Teegarten; Ein Bildungsangebot; Keine Angst vor Experimenten; Seidenfedrige Chabo; Reisebericht über Thailand. (3)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie – 8. Jahrgang 2002; 64 Seiten, reich mit farbigen Bilder illustriert. Beschrieben: Perlgrau mit weißen Tupfen, Maruha – Goishi; ausführliche Zuchthinweise für Gold-porzellanfarbige Chabo, schwarzgesichtige Chabo, 50 Jahre Spezialzuchtgemeinschaft SZG, Vererbungserkenntnisse bei den Chabo und ökologische Hühnerhaltung. (2)

Manfred Bartl – Chabo-Phantasie – 9. Jahrgang 2006; 42 Seiten, viele farbige Bilder. Beschrieben: Prof. Dr. Dr. Karl Fritzsche, Taikan die großkämmigen Chabo, Typbeschreibung der normalkämmigen Chabo, U 18 – alle unsere Mitglieder unter 18 Jahren, alle Kunstdruckbeilagen in Wort und Bild mit Chabo als Motiv. (2)

Manfred Bartl - Mythos Chabo
Es ist ein Buch von einer aussergewöhnlichen Schönheit, mit dem eine ebensolche Aussagekraft verbunden ist. Es spannt den Bogen von der Gegenwart mit 36 grossformatigen Rassebildern – es sind die Stammaquarelle in Originalgrösse, bis zu den weltweit bekannt gewordenen Postkarten mit Chabomotiven aus der Vergangenheit, die durch 120 farbige Bilddarstellungen dokumentiert werden. Jeder einzelnen Darstellung wurde der derzeitige Wissensstand zu ihrer Entstehung hinzugefügt. Dem ist eine viele Jahre andauernde Recherche vorausgegangen und dokumentiert gleichzeitig die Vielfältigkeit der Zwerge in verschiedenen Kulturen. Das Ganze ist in seiner Entstehung mit einem kleinen Abendteuer verbunden, weil der Text in vier Sprachen gedruckt wurde und die Herstellung in einem Land erfolgte, in dem eine weitere Sprache gesprochen wird. Der Satzspiegel ist breitrandig umgeben und gibt dem Buch einen besonderen ästhetischen Ausdruck. Ohne es überbewerten zu wollen, es gibt bislang kein vergleichbares Buch für eine Hühnerrasse.

Bezugsquellen: (1)Buchhandel (2)Josef Kohl – Schwabacher Str. 13 – 91126 Haag (3)Antiquariate

Die Literaturangaben stammen aus der website von chaboclub.de  

                                                                                                                                                                                         Zum Seitenanfang